From Johann Ferdinand Mertens1    21 January 1847

Tönning den 21stn Jan: 1847.

Mein lieber Ferdinand!

Dein lieber Brief wahr mir wie aus der Seele geschrieben. in Beziehung jener vorfälle. und Deine kurze ruhige Sprache Deiner würdig. Vorwürfe oder Härte sind mir nicht in Gedanken gekommen. nur konnte ich mir die quälende Unruhe kaum unterdrücken. obgleich ich keine andere Antwort erwartete. ja noch mehr. ich wahr schon zufrieden einen Brief von Dir mit Deiner Handschrift in Händen zu haben. ehe ich selbst den Inhalt gelesen. ich danke Dir für denselben.

Was Du mir übrigens über deine nächste Zukunft schreibst. so möchte ich Dich fast zu rufen. Deinem eigenen Herzen und Deiner Neigung zu folgen. Du allein! wirst am besten wissen was Dir zunächst am dienlichsten ist. unser Haus biethet Dich immer sein Obdach dar. sei es um mal einige Zeit ungestört zu arbeiten. sey es zu sonstigen Zwecken. die sogenannte Klugheit muss eben so wenig aus den Augen gesetzt werden Uns bist Du zu jeder zeit wilkommen. sollte daher mit Ostern usw. erst etwas Pause eintreten. so sind wir zu beachten — verstanden!. Wie stehts mit der Casse u wie viel musst Du zu Ostern haben. Du kannst jeder Zeit verfügen. Unser M. in R. hat den am 10. d. M. fälligen Wechsel von 300 Mark nicht wieder beachtet noch sonst ein Wort von sich hören lassen. ich habe es vorher erwartet, und nur die verzeifelten v. I. dort. bewogen mich dieses Opfer nicht zu scheun. Am Mittwoch werde ich die Drucksachen an Baelter absenden. die auch wohl so per Fuhr. wieder gelegenheit haben wird an Dich abzusenden. Lieber B. macht nur merkwürdige Andeutungen in Hinsicht d. F. Butefisch ist Dir davon bekannt? — Gelegentlich schreibe mir einmal ein paar Worte darüber da Du etwas länger in R. verweiltest. so wirst Du wohl Deine zwei so gesunde Augen gebraucht haben. —

Mit F. Augen scheint es sich zu bessern obgleich er die Abenstunde zum schreiben scheuen muss. ob H. oder Co vorläufig sein domiciel wird. werden wir bald entscheiden, sonst bleibt freilich meine Ansicht unverändert dieselbe und wollen wir einmal sehn wie ihm die Schulen weiter bekommen. Du also bist schon itzt mit den Durchsichten zum Examen beschäftigt? Wäre es nicht ein Gewinn für Dich dort noch 1/2 Jahr zu bleiben?

Nun lieber F. lebe wohl. ich habe Clara gebeten noch ein paar Worte an Dich zu zu fügen. und entschuldige hier mich mit dem wenigen wozu mich das Herz treibt.

Dein Onkel u. Freund

J. F. Mertens

 

N.B. Die Bücher sind herrlich geschrieben es ist ein wahrer Genuss die Schreibart dieses Mannes zu lesen, ich danke Dir dafür herzlichst.

 
 
 

Tönning, 21st January 1847.

My dear Ferdinand,

Your dear letter2 was written after my own heart concerning those incidents, and your concise and calm language worthy of you. Recriminations or severity did not even enter my mind. I just could not quite suppress the gnawing worry, even though I did not expect a different reply. Yes, to go further, I was happy just to hold a letter with your handwriting in my hands, even before I had read the contents. I thank you for it. By the way, what you write about your immediate future, I would almost like to shout to you: follow your own heart and inclination. You alone! will know best what is most useful to you now. Our home will always offer you shelter, be it just to work without interruptions for a while, be it for other purposes. So-called cleverness must not be lost sight of either. You will always be welcome to us. So, if with Easter etc. there should be a bit of a delay, remember us — understood! How are your finances and how much do you need over Easter? We are always at your disposal.

Our M[üller]3 in R[endsburg] has ignored the repayment of the 300 Mark which fell due on the 10th of the month, and we have not heard anything from him either. I had expected that from the start. It was only Iwanne's desperation which moved me not to shrink from this sacrifice. On Wednesday the printed matter will be sent off to Baelter, who will probably have opportunity again per coach to send it to you. Dear Bertha makes strange insinuations concerning F. Butefisch, do you know anything about that? Write to me about that at your convenience. You spent some time in [Rendsburg], so I expect you have used your two healthy eyes.

Ferdinand's4 eyes seem to be improving, but he still must avoid writing at night time. We will have to decide soon, whether H[amburg] or C[openhagen] will become his domicile for the present. Apart from that my opinion has not changed. We will wait and see how he gets on at school.

So you are already doing revisions in preparation for your examinations? Would it not be a gain to you to remain there another half year?

Now farewell, dear Ferdinand. I have asked Clara to add a few lines to you.5 Please forgive me for the little I wrote to which my heart drove me.

Your uncle and friend

J. F. Mertens

 

N.B. The books are beautifully written, it is truly a pleasure to read this man's style of writing. I do thank you most cordially for them.

MS envelope front: 'Herrn Ferdinand Müller | Stud: Pharmc: | Kuhberg | in | Kiel | Frei'. [Mr Ferdinand Müller, Pharmacy Student, Kuhberg, Kiel. Prepaid]. Front post-marked Tönning, 21 | 1 | 1847.
Letter not found.
Theodor Müller.
M's cousin Ferdinand Mertens.
See C. Müller to M, 21 January 1847.

Please cite as “FVM-47-01-21,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells accessed on 18 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/47-01-21