From August Petermann1    12 September 1861

12. September 61.

Hochverehrter Herr,

Ihr sehr verehrtes Schreiben vom 25. Juni hat uns Allen eine grosse und unerwartete Freude bereitet durch das ausserordentliche Interesse und die Sympathie, welche Sie der Heuglin'schen Expedition zur Aufsuchung [Vogels] zugewandt, und durch die grossmüthige Unterstützung, die Sie Selbst für sie bestimmt haben. Ganz besonders war der Herzog Ernst von Koburg-Gotha, Präsident unseres Comitées, sich über diese so anhänglichen Gesinnungen Deutscher [im] fernen Australien gefreut, und indem ich mich des [...] Auftrages entledige, Ihnen den ganz besonderen Dank [dafür] auszudrücken, habe ich Sie gleichzeitig zu ersuchen, mich [wo]möglich durch eine umgehende Zeile zu unterrichten, dass Ihr Beitrag von £20, sowie ferner eingehende Beiträge, zu der "Zweig-Expedition von Herrn v. Beurmann" verwendet [werden] dürfen. Da nämlich durch die bisherigen Beiträge Heuglin's Expedition gedeckt ist, und sich kürzlich ein ausgezeichneter Mann (H. v. B.) unter höchst vortheilhaften Bedingungen, bereit erklärt hat, von der Nordküste durch die grosse Wüste Sahara bis nach Wadai zu gehen, so soll derselbe eine Zweig-Expedition so schleunig als möglich in der besagten Richtung führen. Eine formelle Quittung des Schatzmeisters, wie sie auf den Umschlägen meiner Zeitschrift gedruckt erscheinen, [wird Ihnen] späterhin in mehreren Exemplaren zugesandt werden.

Die letzten von Heuglin's Expedition eingegangenen Nachrichten sandte ich Ihnen bereits am 23. August unter Kreuzband, Sie werden daraus ersehen haben, dass ein Botaniker die Expedition begleitet. Ich glaube, dass derselbe tüchtig ist, so dass ich hoffen darf, dass die Wissenschaft, die Ihren Arbeiten so ausserordentliche Bereicherungen verdankt, von jener Expedition auch profitiren wird.

Ich bin Ihnen, mein hochverehrter Herr, auch noch für meine Person meinen innigsten Dank schuldig für die hohen Beweise Ihrer gegenwärtigen und auch vergangenen Güte, mit der Sie meine schwachen Bestrebungen auf dem Gebiete der Erdkunde versehen, eine Güte die ich ausserordentlich hoch schätze, und die mich auch mit der Hoffnung erfüllt, dass ich durch sie für die Zukunft viel Belehrung für meine Arbeiten und Studien erhalten dürfte. Schon längst hatte ich an Sie zu schreiben gewünscht in Bezug auf die Geographie von und geographische Forschungen in Australien. Die grossartige Entwicklung und Erforschung des Australischen Kontinentes muss nicht bloss den Geographen vom Fach, sondern jeden gebildeten Menschen interessieren. Der Fortschritt, den Australien als Kolonie und als geographisches Forschungs-Gebiet in dem letzten Jahrzehnt gemacht hat, steht unübertroffen ohne zweites Beispiel in der Geschichte da, und unter denjenigen Männern, denen man diesen gewaltigen Fortschritt hauptsächlich zu danken hat, stehen Sie hochverehrter Herr in erster Reihe; gewiss werden Sie auch von [allen] Männern der Wissenschaft im ganzen nicht nur als die erste botanische sondern auch die [erste] geographische Autorität über Australien anerkannt.

Für diejenigen, deren Beruf es schon als Pflicht mit sich bringt, sich über einen Gegenstand wie die Geographie Australiens zu informiren und über die neuen Entdeckungen au courant zu sein, — muss es einem [so ergehen und auch] bedauernd sein, dass sie sich in einer [kleinen] Stadt befinden, abgeschnitten von den literar. Hülfsmitteln eines Ortes wie London oder Berlin. In einer solchen Lage bin ich leider hier in Gotha, von wo aus mir es ungemein schwer wird, mit den grossartigen Fortschritten der Geographie Schritt zu halten überall da, wo es an gütigen Freunden und Correspondenten fehlt. Ermuthigt durch Ihre grosse Güte wage ich es daher, mich an Sie zu wenden mit der [herzlichen] Bitte, mich dann und wann durch gütige Mittheilung von gedrucktem Material unterstützen zu wollen, wie es Ihnen vielleicht im hohen Grade zur Verfügung steht oder auf ein fürsprechendes Wort von Ihnen gern für mich bewilligt werden würde.

Ausser verschiedenen in England publicirten Quellenwerken (Reiseberichten), den englischen Admiralty Charts, einigen Englischen blue books, einer alten Ausgabe (von 1851) der Arrowsmith'schen Karte von Südost-Australien, einer gelegentlichen australischen Zeitung, — besitze ich gar nichts von der grossen Masse an geographischen, statistischen, geologischen, botanischen Berichten, Werken und Karten die besonders in den letzten 10 Jahren in den verschiedenen australischen Provinzen dem Druck übergeben und offiziell oder privatim herausgegeben worden sind. Über Süd-Australien bin ich noch am Leidlichsten orientirt, theils durch süd-australische Zeitungen, theils durch die Gabe des Gouverneurs Sir R. MacDonnell, der mir Dokumente und die Stuart'sche Karte direkt überschickte. Auf Buchhändlerwege ist fast gar nichts zu bekommen, neither for love nor for money, und vergeblich habe ich gesucht z. B. ein Exemplar von 'Proeschels' Map of Victoria' zu acquiriren, welche ich im Sydney Morning Herald 21. Sept. 1860 angezeigt und empfohlen fand. Seit langer Zeit wünsche ich sehnsüchtig u.a. folgende Werke und Dokumente zu besitzen:

1, Transactions of the Royal Society of Victoria (Ihrer Güte schulde ich vol.IV part 1.) vollständiges Exemplar.

2, All the Official or Government Maps of Victoria, New South Wales and all other Colonies.

3, The government Geological Maps.

4, The official Reports on Explorations and Statistics etc.

Durch ein gütiges Wort von Ihnen, besonders als President of the Royal Society, würde es gewiss nicht schwer fallen,die dortigen Regierungs-Abtheilungen zu veranlassen, mich durch ein Frei-Exemplar der besagten Dokumente zu begünstigen. Ich erlaube mir zu bemerken, dass ich fast von allen Europäischen Regierungen, wie auch von denen in Canada, United States, Brazil, Calcutta, Hongkong, aufs [freundlichste] in dieser Beziehung unterstützt werde, so dass ich sämmtliche einschlägige Berichte oder Publikationen zugeschickt [bekomme].

Sie würden, hochverehrter Herr, mich zu lebenslänglichem Danke [verpflichten wenn] Sie vermöge Ihrer hohen einflussreichen [Stellung […] in] Australien, die betreffenden Behörden veranlassen, [...] vollständiges Exemplar ihrer bisherigen sowie [...] Publikationen mir überschicken zu lassen. [...] eigenen Behörde vermuthlich auf Kosten [...] freizugeben sind, so darf ich vielleicht hoffen, dass sich von dem einen anderen noch ein stray copy oder beschädigtes Exemplar für mich finden dürfte. Von dem Bericht Ihrer für die Karte Australiens so unendlich wichtigen Erforschung der Australischen Alpen habe ich z.B. nie etwas zu sehen bekommen.

Da ich es mir zur besonderen Aufgabe gemacht habe, in meiner Zeitschrift aufs Gewissenhafteste alle mir bekannt werdenden neuen literarischen Erscheinungen auf dem Felde der geographischen Wissenschaft und ihrer verschiedenen Disciplinen anzuzeigen und zu besprechen, und da auch durch die grosse Auflage meiner Zeitschrift (von 5000 monatlichen Exemplaren) ein geeignetes Mittel geboten ist, solche Erscheinungen im weitesten Kreise bekannt zu machen, — so würde es mir ein besonderes Vergnügen gewähren, australische Publikationen gewöhnlicher Art meinen Lesern vorzuführen, sollten Sie Gelegenheit haben, dortige Verleger zur Überschickung eines Recensions-Exemplares veranlassen zu können. Da australische Zeitungen ungemein reichhaltig sind, so würde ich selbst gerne jeden einschlägigen Aufsatz in meinem Journal erwähnen, wenn eine dortige Zeitungs-Redaktion mir ein Exemplar ihrer Zeitung übersenden wollte.

Aus demselben Grunde würden Sie mir einen grossen Dienst leisten durch eine frühzeitige Mittheilung, wo möglich mit Karte, über das Resultat einer so wichtigen Expedition, wie die unter Burke.

Sie können Sich denken, hochverehrter Herr, wie wenige australische Hülfsmittel mir zu Gebote stehen, wenn ich bemerke, dass ich bisher ausser Stande war, die so häufig vorkommenden Pflanzennamen in den neuern Reisen, wie boxtree, spinifex, Mallee scrub, die verschiedenen Eucalypten-Arten etc., mir zu erklären. Eine kleine Liste solcher Pflanzen mit den systematischen Namen würde mich ausserordentlich verbinden.

Indem ich […] langen Brief voller Bittstellungen [...] schäme ich mich fast, denselben an Sie abzusenden, aber Ihre mir gewiss gewordene ausserordentliche Güte ermuthigt mich dennoch dazu, indem ich die ergebenste Bitte ausspreche, mir zu verzeihen. Irgend welche gütige Mittheilungen würden mich wohl am besten per Adresse Messrs. Trübner & Co, 60 Paternoster Row, London, oder durch ein Haus in Hamburg erreichen.

Noch bitte ich, in Ihrem gefälligen nächsten Schreiben das auf die v. Beurmann'sche Expedition Bezügliche getrennt zu halten, damit ich es dem Comité mittheilen kann und verharre mit den Gesinnungen der ausgezeichnetsten Verehrung und Dankbarkeit

Ihr

treu ergebener

A. Petermann

 
 
 

12 September 1861.

Revered Sir,

Your very esteemed letter of 25 June has given us all great and unexpected pleasure by the extraordinary interest and sympathy you have displayed for Heuglin's search expedition for Vogel, and by the generous support you yourself have given it.2 Duke Ernst of Coburg-Gotha, the President of our committee, was particularly pleased about this so affectionate spirit of the Germans in distant Australia, and while I discharge the instruction to express very special thanks to you, I have to ask you at the same time to let me know, if possible by return mail, if your contribution of £20, as well as future amounts coming in, may be used for the 'branch expedition of Mr von Beurmann'. The reason is, that the amounts already collected have covered Heuglin's expedition, and recently an excellent man, (Mr v. B.), declared himself ready, under most favourable conditions, to cross from the north coast through the great Sahara desert to Wadai, so he is to lead a 'branch' expedition as soon as possible in the indicated direction. Several copies of a formal receipt from the treasurer, as shown printed on the covers of my journal, will be sent to you later.

I already sent to you the latest news from Heuglin's expedition as printed matter on 23 August. You will have seen from this, that a botanist accompanies the expedition. I believe that he is competent, so that I have hopes that that science, which owes such extraordinary enrichment to your labours, will profit also from this expedition.

I also still owe you, my dear Sir, for myself personally my sincerest thanks for the generous demonstrations of your present and also past kindness, that you bestow on my feeble efforts in the field of geography, a kindness I hold in extremely high esteem, and that also fills me with the hope that due to it I might receive also in future a great deal of instruction for my work and studies. I had wanted to write to you already for a long time concerning the geography of and geographical exploration in Australia. The magnificent development and exploration of the Australian continent must be of interest not only to the professional geographer but to every educated person. The progress Australia has made in the last ten years as a colony and as a field for geographical research stands unsurpassed, without precedent in history, and you, esteemed Sir, stand in the first rank of those men to whom this enormous progress is pre-eminently due; it is certain that all men of science generally acknowledge you not only as the highest botanical but also as the highest geographical authority on Australia.

For those whose professional duty entails keeping themselves informed on a subject like the geography of Australia and keeping up to date with the latest new discoveries, and then to be placed in the regrettable position of living in a small town cut off from the literary source materials of a place like London or Berlin, is regrettable. That is the situation I unfortunately find myself in here in Gotha, from where I find it exceedingly difficult to keep pace with the magnificent advances in geography, wherever I lack kind friends and correspondents. Encouraged by your great kindness, I therefore take the liberty of approaching you with the sincere request to support me now and then by the kind communication of printed matter that is perhaps at your disposal in large quantities or could well be made available to me through your kind intercession.

Apart from various reference works (travelogues) published in England, the English Admiralty charts, a few English blue books,3 an old (1851) edition of Arrowsmith's map of south-eastern Australia, and an occasional Australian newspaper, I possess nothing at all of the large number of geographical, statistical, geological and botanical reports, works and maps that were printed, particularly during the last 10 years, in the various Australian colonies and were published either officially or privately. I am reasonably well informed about South Australia, partly through South Australian newspapers, partly through a gift from the Governor, Sir Richard MacDonnell, who sent me documents and Stuart's map directly. Hardly anything is obtainable through the book trade, neither for love nor money, and I have tried in vain to acquire, for instance, a copy of Proeschel's 'Map of Victoria',4 which I found advertised and recommended in the Sydney Morning Herald of 21 September 1860. For a long time I have ardently longed to possess the following publications and documents:

1.  Transactions of the Royal Society of Victoria, a complete copy. (I am indebted to your kindness for vol. 4, part 1.)

2. All the official Government maps of Victoria, New South Wales and all other colonies.

3. The Government geological maps.

4. The official reports of exploration, statistics, etc.

Through a kind word from you, particularly in your capacity as President of the Royal Society of Victoria, it would surely not be difficult to induce the Government Departments there to favour me with a free copy of these said documents. I take the liberty to remark, that I am supported in the most kindly fashion in this regard by nearly all the European governments, as well as those of Canada, the United States, Brazil, Calcutta, and Hong Kong, so that I have all the relevant reports and publications sent to me.

I should be grateful to you for the rest of my life, esteemed Sir, if through your high and influential position in Australia you were able to induce the relevant Government offices to have sent to me [...] complete copy of their [...] up to the present as well as [...] own offices probably at the expense of [...] to be given free, so I might perhaps hope, that of one or another a stray copy or a damaged copy could be found for me. I have, for instance, not seen anything as yet of the report of your exploration of the Australian alps, so infinitely important for the map of Australia.

As I have made it my special task, conscientiously to advertise and to discuss in my journal all new literary publications that come to my attention in the field of geographical science and its various disciplines, and as through the large circulation of my journal (5,000 monthly copies) a suitable vehicle is available to publicize such literature in the widest circles, it would give me particular pleasure to acquaint my readers with ordinary Australian publications, should you have the opportunity to get the publishers there to send me a copy for review. As Australian newspapers contain a singular wealth of information, I myself should like to mention every relevant essay in my journal, if a newspaper editor there would send me a copy of their paper.

For the same reason you would do me a great service by an early communication, if possible with map, on the results of such an important expedition as that under Burke.5

You can imagine, esteemed Sir, how little Australian source material is at my disposal, if I remark that until now I have been unable to interpret the very frequently occurring plant names of the more recent journeys, such as boxtree, spinifex, Mallee scrub, the various Eucalyptus species, etc. I should be greatly obliged by a small list of such plants with their botanical names.

While I [...] long letter full of begging requests, I feel almost ashamed to post it but, assured of your extraordinary kindness, I am encouraged and humbly ask you to forgive me. Any kind communications would best reach me per address of Messrs Trübner & Co., 60 Paternoster Row, London, or through a trading house in Hamburg.

Finally I ask that in your next letter you keep what is meant for Beurmann's expedition separate, so that I can communicate it to the committee, and I remain with sentiments of deepest respect and gratitude

your

truly devoted

A. Petermann.

 

Eucalyptus

The MS is a letter-press copy, partly illegible; illegible words and conjectural readings are enclosed in square brackets. For a published version of this letter see Voigt (1996), pp. 29-32.
See M to A. Petermann, 25 June and 24 August 1861.
Official reports of Parliament and the Privy Council.
Probably General, agricultural & gold fields map of Victoria, published in several versions in 1859-60; see Darragh (1992) pp. 173-4.
Burke and Wills Exploring Expedition, 1860-1.

Please cite as “FVM-61-09-12,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells accessed on 27 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/61-09-12