From August Petermann   27 April 1864

27. April 64

Hochverehrtester Gönner und Freund,

Ich bin Ihrer grossen Güte und Freundschaft unwerth, da ich Ihnen auf Ihre vielen freundlichen Schreiben so selten erwidere, und ich würde mich schämen, mit Entschuldigungen vor Sie hinzutreten, wenn ich nicht im Voraus wüsste, wie nachsichtig Sie meine shortcomings ansehen werden und stets angesehen haben. Übrigens gewöhnt man sich als viel in Anspruch genommener Redakteur nolens volens daran, so wenig als möglich zu correspondiren, und so viel als möglich durch seine periodische Schrift zu seinen Correspondenten und Freunden zu reden, und man sucht darin gewissermassen eine Entschädigung und Erleichterung in den Sorgen und Mühen einer Redaktion. So mögen Sie denn auch aus den gelegentlichen gedruckten Kreuzbandsendungen erfahren haben, dass ich ein lässiger Briefschreiber bin, aber nichts desto weniger Ihrer sehr häufig denke, und mit inniger Dankbarkei und freundschaftlichster Ergebenheit danke.

Die letzte Kreuzbandsendung, die ich Ihnen machte, geschah am 23. Nov. und bestand in Abhandlung und Karte über die Südpolar-Regionen, deren weitere Erforschung mich in höchstem Grade interessirt und mir in wissenschaftlicher Beziehung sehr wünschenswerth erscheint. Ich hatte mir in der Abhandlung erlaubt, auf Sie als den ersten [der]1 wissenschaftlicher Männer hinzuweisen, der im Stande sein möchte, für diese Sache zu wirken.

Am 9. Dezember verpackte ich an Sie ein Paket mit 9 Exemplaren des Geologisch-topographischen Atlasses von Neuseeland, von Hochstetter und mir, für Sie und Ihre dortigen Freunde; allein bei der elenden Kommunikation eines kleinen Ortes in der Mitte Deutschlands mit einem überseeischen Erdtheile wie Australien, ist die Verschickung solcher Sachen stets schwierig und langwierig. Das Paket ging über Hamburg, ich fürchte aber, dass es viel zu lange zu seiner Reise gebrauchen wird.

Eine sehr grosse Freude haben Sie mir durch Übersendung Ihrer Photographie gemacht, die ich mit Stolz meiner ziemlich umfangreichen Sammlung von Photographien einreihte. Ich beehre mich, Ihnen anbei meine Photographie zu Füssen zu legen. Den herzlichsten Dank bin ich Ihnen auch für Ihre letzten hochwichtigen Rimessen schuldig.

Die Sendungen von Karten und Druckschriften, die Sie so freundlich waren, per Monarch 9. Sept. an Dr Sonder und per Great Britain an Sir W. J. Hooker für mich abgehen zu lassen, sind beide bis dato noch nicht eingegangen; — ich habe bei Dr Sonder desswegen schon im Februar angefragt und thue es gleichzeitig noch einmal. Es gehen mir aus allen Weltgegenden Mittheilungen zu, allein die Ihrigen empfange ich immer mit doppelter Freude und Spannung, da sie mir die Freundschaft Ihres Gebers und Absenders bekunden, und stets so Interessantes enthalten.

Sie waren so gütig, in einem Ihrer Schreiben zu fragen, ob ich die Originalkarten von McKinlay & Stuart, Landsborough und Walker besässe, und dass Sie dieselben im Nichtfalle schicken wollten. Diejenigen von den beiden ersten Reisenden besitze ich, die von Landsborough und Walker aber nicht, und würden Sie mich daher ausserordentlich durch Übersendung verbinden; auch habe ich mich auf alle Weise vergeblich bisher um Walker’s Journal bemüht, welches mir sehr wichtig ist.

Ein pamphlet und Map of [Riverland], das Grenzgebiet zwischen Victoria und S.Australia, welches freilich schon im J. 1862 oder gar 1861 erschienen sein muss, würde mich noch jetzt interessiren, wenn es Ihnen bekannt und leicht zu bekommen wäre.

Wegen Proeschel’s Atlas habe ich mich direkt an den Verfasser gewandt. Darf ich Sie ersuchen, den inliegenden Brief an ihn und die anderen 6 gütigst franco befördern zu wollen? und den Betrag des Portos mir gut zu schreiben? Proeschels Wohnort ist mir unbekannt, obgleich ich Melbourne stark vermuthe, Sie wollen die Güthe haben, das Fehlende in der Adresse zu ergänzen.

Unter den 9 Ex.2 des Neu-Seeland. Atlas befindet sich ein unbeschriebenes Exemplar, welches ich Sie hatte bitten wollen, entweder Ihrer Royal Society oder Public Library in Melbourne zu übermachen. Ich ersuche Sie aber, dieses Exemplar gütigst an den A. Surv. Gen. Davidson in Sydney zu befördern. — Das Paket der Neu-Seeland-Atlanten wird Ihnen auch Porto-Unkosten verursachen, und muss ich Sie dringendst bitten, dieselben nebst den obigen zu notiren und mir mitzutheilen, damit ich nicht auch noch in dieser Beziehung in Ihrer Schuld bin.

Ihre grossmüthigen und gütigen Gesinnungen liessen Sie in einem Ihrer Schreiben erwähnen, dass Sie es Sich zum Vergnügen machen würden, für das Gothaische Museum Ihre stets so freigebige Hand aufzuthun. Ich habe nun bei dem Chef desselben angefragt, und ist Ihnen derselbe im Voraus zum grössten Dank verpflichtet; er wünschte schon längst aus Australien ganz besonders Folgendes zu acquiriren :

1. Apteryx impennis (namentlich!),

2. Marsupialien,

3. die grösseren australischen Vögel,

4. Konchylien,

5. Korallen.

Durch irgend eine Sendung dieser Art, auch die kleinste, würden Sie das Herzogliche Museum und den Herzog zu [grossem] Dank verpflichten. Der Herzog hat schon häufig, indem ich mit ihm über Ihre hochherzigen deutschen Gesinnungen sprach, seinen Wunsch, Ihnen gefällig zu sein, ausgesprochen, und ich bin fest überzeugt, dass er im Geist Ihnen längst eine Dekoration zugedacht hat. Daher wundert mich nur, dass Sie dieselbe noch nicht erhielten. Eine Beschenkung seines Museums, wenn auch noch so klein, würde die Sache, die er — wie dies bei Hohen Herren der Fall ist — sehr wahrscheinlich vergessen hat, zur endlichen Realisation bringen.

Mit innigster Verehrung und Dankbarkeit

Ihr treu ergebener

A. Petermann.

 
 
 

27 April 1864.

Most esteemed patron and friend,

I am not worthy of your great kindness and friendship, as I reply so rarely to your many amiable letters, and I should be ashamed to come before you with excuses, did I not know in advance, with how much forebearance you will look and always have looked on my shortcomings. Besides, as a very busy publisher, whether one wants to or not, one gets used to corresponding as little as possible and to talking as much as possible to one's correspondents and friends through one's journal, seeking in that a kind of compensation and relief from the worries and troubles of a publisher. Thus you may also have realised from my periodic transmissions of printed matter that I am a lazy letter-writer, but none-the-less I frequently think of you and thank you with sincere gratitude and very devoted friendship.

The last consignment of printed matter I sent to you on 23rd November consisted of an article and map on the South Polar regions, as their further exploration interests me in the highest degree and appears to me very desirable from a scientific point of view. I took the liberty in this article to point to you as one of the foremost men of science who might be in a position to work in this cause.3

On 9 December I packed a parcel for you with 9 copies of the Geologic-topographical atlas of New Zealand,4 by Hochstetter and me for you and your friends there; however, with the miserable communication between a small place in the centre of Germany and a continent overseas like Australia, the transmission of such things is always difficult and slow. The parcel went via Hamburg, but I fear that it will take far too long for its voyage.

You gave me very great pleasure by sending me your photograph, which I added with pride to my fairly extensive collection of photographs. I have the honour to lay my enclosed photograph at your feet.5 I also owe you my most sincere thanks for your last extremely important remittances.6

Neither of the consignments of maps and printed matter that you so kindly transmitted for me on 9 September to Dr Sonder per Monarch and to Sir William Hooker per Great Britain have arrived so far; I already inquired about it of Dr Sonder in February and am doing so again now. I receive communications from all parts of the world, but yours I always welcome with twice the pleasure and anticipation, as they manifest to me the friendship of their donor and sender and always contain so much of interest.

You were so kind as to ask me in your letter7 whether I have the original maps of McKinlay and Stuart, Landsborough and Walker, and that, if I do not, you would send them to me. I have those of the first two travellers,8 but not those of Landsborough 9 and Walker,10 you would, therefore, greatly oblige me by their transmission. I have also tried every which way in vain to obtain Walker's journal, which is very important to me.

A pamphlet and map of [Riverland], the border area between Victoria and South Australia which, admittedly, must have been published already in 1862 or even 1861,11 would still interest me now, if it is known to you and easy to obtain.

Regarding Proeschel's atlas,12 I have addressed myself directly to the author. May I ask you kindly to forward the enclosed letter to him and the other 6 post free, and to put the amount for the postage on my account? I do not know where Proeschel lives, though I strongly suspect Melbourne. Be so good and complete the missing part of the address.

Among the 9 copies of the New Zealand atlas is one without inscription, and I had intended to ask you to donate this either to your Royal Society or to the Public Library in Melbourne. However, I now beg you to kindly forward this copy to the A. Surv. Gen.13 Davidson in Sydney. — The parcel of the New Zealand atlases will also cause you expenditure with postage, and I must ask you most earnestly to note down these as well as the expenses mentioned above and to inform me of them, so that I will not be in your debt in this regard as well.

Your magnanimous and kind disposition led you to mention in one of your letters, that you would consider it a pleasure to open your always so generous hand for the Gotha Museum. I have therefore enquired from its Director, and he feels under a grateful obligation to you in advance; he has wished for a long time to acquire from Australia the following:

1. Apteryx impennis (in particular!),

2. Marsupials,

3. the larger Australian birds,

4. shells,

5. corals.

You would greatly oblige the Ducal Museum and the Duke14 with any transmission of this kind, no matter how small. The Duke has frequently expressed his wish to do you a favour when I spoke with him about your noble German character, and I am firmly convinced that in spirit he has bestowed a decoration on you long ago. So I only wonder that you have not yet received it. A gift to his Museum, however small, would make the matter finally a reality, which he — as tends to be the case with such noble gentlemen — has most likely forgotten about.

With sincerest respect and gratitude

your truly devoted

A. Petermann.

editorial addition.
Exemplaren.
Petermann (1863) p. 428 states: 'Ausser Dr. Neumayer aber zählt die Deutsche Wissenschaft zu ihren Vertretern bei unseren Antipoden einen hochverdienten Namen: Dr. F. Müller, Direktor des Botanischen Gartens in Melbourne...' [Apart from Dr Neumayer, German science counts amongst its representatives in the antipodes a highly meritorious name: Dr F. Mueller, Director of the Botanic Garden in Melbourne...].
Hochstetter & Petermann (1863).
Photograph not found.
See M to A. Petermann, 25 October 1863, 24 November 1863 and 24 January 1864.
M to A. Petermann, 25 July 1863.
See McKinlay (1863) and Stuart (1863).
Landsborough (1862).
No map was included in Walker (1862).
Not identified.
Proeschel (1863).
Assistant Surveyor General.
Ernst II of Saxe-Coburg-Gotha. M sent some specimens for the Duke's museum, shortly after receiving Petermann’s letter; see M to A. Petermann, 26 August 1864. In response, M was awarded a Knight's Cross II. Class of the Ducal Saxon Ernestine House Order; see R. von Seebach to M, 5 January 1865.

Please cite as “FVM-64-04-27a,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells accessed on 27 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/64-04-27a