To Eduard Fenzl   18 June 1868

Melbourne, im bot. Garten,

am 18/6/68

 

Ich schäme mich fast, verehrter Herr Professor vor Ihnen hin zutreten, da ich so äusserst wenig für Sie letzhin gethan. Nach meiner langen Krankheit, die so viele meiner Departemens1 Arbeiten in den Rückstand brachte, komme ich mir, indem ich das Versäumte nachzuholen strebte, fast vor als ein Ertrinkender, welcher die Oberfläche vergebens zu erreichen sucht. Um inzwischen doch thatsächlich etwas zu leisten, habe ich jüngst mit dem Schiffe Essex für Sie an unsern Freund Sonder, wieder 307 frisch gesammelte Samen Arten gesandt. Allerdings werden sich unter diesen manche befinden, die bereits aus meinen früheren Beiträgen keimten, aber da in Gewächshäusern wenig Pflanzen Samen tragen wird Ihnen vielleicht das Überschüssige zum Austausch willkommen sein.

Wenn Sie mich durch eine kleine Gegengabe verpflichten wollen so bitte ich Sie freundlichst zu berücksichtigen, dass meine Conservatorien noch verhältnismässig sehr arm sind an Oxalideen, Orchideen, Aroideen, Scitamineen, Cacteen, Gesneriaceen u Begoniaceen, deren leichte Vervielfältigung doch diese herrlichen u dankbaren Gewächse weit über Europa verbreitet hat. Ich bin nicht so unbescheiden viel von Ihrer Güte u aufopfernden Generosität zu fordern, aber was bei Ihnen veraltet ist, kommt doch noch mit dem Reiz der Neuheit zu uns, u so möchte beim Aufräumen vielleicht das Eine oder Andere für uns abfallen. Freund Sonder würde für die schnelle Versendung von Oxalis u Achimenes Wurzeln u dgl. über London Sorge tragen, wenn nicht etwa die Versendung über Triest u durch Ihren Herrn Consul in Suez möglich wäre. An Ribes, Rubus u Salix Arten gebricht es in dem offnen Lande meines ausgedehnten Gartens auch noch sehr, u ich habe auch noch nie einer lebenden Pflanze von Tamarix Germanica und Ficus Sycamorus habhaft werden können.

Mit dem Auslegen der überzähligen Museum-Pflanzen geht es nur langsam fort, u daher ich fürchte, dass Ich Ihnen erst dann etwas Ordentliches der Art werde anbieten können, wenn ich im nächsten Jahr die vorbereitenden Arbeiten für den 6ten Band der Flora Australiens geschlossen habe.

Mit verehrungsvoller Zuneigung u dankbarer Ergebenheit

Ihr

Ferd. von Mueller

 

Von dem südlichsten Standort der Fenzlia, nämlich Keppel Bay hoffe ich endlich Stecklinge zu gewinnen. Es misslang bisher Samen zu bekommen. Die Pflanze blüht durchs ganze Jahr.

 
 
 

Melbourne Botanic Garden,

18 June 1868.

 

I am almost ashamed, revered Professor, to come before you, as I have done extremely little for you in recent times. After my long illness,2 which caused so many of my departmental labours to fall into arrears, I felt as I attempted to make up for my lost time almost like someone drowning who tries in vain to come up for air. In the meantime, in order actually to do at least something, I have recently sent you freshly collected seeds of 307 species to our friend Sonder by the ship Essex. Admittedly there will be a number among them that you have already germinated from my earlier contributions but as few plants bear seed in glasshouses, what is superfluous may be welcome for exchange.

If you want to put me under an obligation to you by a small reciprocal transmission, I ask you to be so kind as to keep in mind that my conservatories are still relatively very poor in Oxalidaceae, Orchidaceae, Aroideae, Scitamineae, Cactaceae, Gesneriaceae and Begoniaceae, the easy propagation of which has distributed these glorious and grateful plants far across Europe. I am not so presumptuous as to ask much of your kindness and magnanimous generosity but what is outmoded to you comes to us still with the appeal of novelty so, when tidying up, one thing or another discarded by you might fall to us. Our friend Sonder would take care of a rapid transmission via London of Oxalis and Achimenes roots and similar, unless transmission via Trieste and through your consul in Suez could be arranged. The extensive open grounds of my Garden also still greatly lack Ribes, Rubus and Salix species, and I have never yet been able to get hold of a living plant of Tamarix germanica and Ficus sycamorus.3

Progress in sorting out superfluous herbarium plants is slow and thus I fear that I shall not be able to offer you a decent contribution, until I have completed the preparatory work fo the 6th volume of the Flora of Australia4 next year.

With respectful affection and grateful devotion I remain

your

Ferd. von Mueller.

 

I hope at long last to obtain cuttings from the southernmost habitat of the Fenzlia at Keppel Bay.5 We were unsuccessful so far in obtaining seed. The plant flowers throughout the whole year.

 

Achimenes

Aroideae

Begoniaceae

Cactaceae

Fenzlia

Ficus sycamorus

Gesneriaceae

Orchidaceae

Oxalidaceae

Oxalis

Ribes

Rubus

Salix

Scitamineae

Tamarix germanica

 
sic.
See also M to C. von Martius, 27 August 1867.
F. sicomorus ?
Bentham (1863-78).
Qld.

Please cite as “FVM-68-06-18,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells accessed on 19 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/68-06-18