2/5/76
Seit langer Zeit, theuerer Freund, war es meine Absicht Ihnen zu schreiben, und wenn es nicht geschah, so war es nicht Mangel an Rückerinnerung an Sie und alle Ihre vieljährige Güte; sondern vielmehr der Grund meines Schweigens lag in den für mein Departement seit den letzten drei Jahren elenden Verhältnissen. Der Beamte hier ist ein Spielball politischer Verhältnisse, und bei einer fast militärischen Disciplin gegen Übergriffe aller Art, die nicht einmal den Soldaten treffen, gänzlich machtlos und wird den Freunden und Anhängen der Leute die zu Zeiten Macht haben aufgeopfert. Doch sei es genug; bei Ihnen ist es ja wenig besser.
So wie die Sachen hier standen war es nutzlos an weiteren Austausch zu denken, zumal nachdem ich ein ganzes Vermögen dem Departement aufgeopfert hatte u mein Haus verödet blieb. Jetzt habe ich einen verständigeren und gerechteren Minister, so dass neue Hoffnungen mir aufleuchten, u ich den Muth erlange, die Correspondenzen wieder aufzunehmen.
Mit dieser Monats-Post sende ich Ihnen Samen einiger west Austr. Eucalypten, die bei Ihnen wahrscheinlich noch nicht gezogen sind, auch einige Druckschriften.
Freund Philippi schreibt mir,1 dass er so gütig gewesen sei, wieder eine Anzahl Museum Pflanzen an mich abzusenden, und dass er für die Weiterbeförderung Ihre gütige Hülfe angerufen habe. Nehmen Sie im Voraus meinen Dank hin, für die davon entstehenden Mühen.
Bis jetzt scheint aber die Sendung nicht angekommen zu sein. Es ist gut, stets - wie Sie es gethan - einen Folgezettel von dem Agenten oder dem Schiffer zu erlangen. Dadurch, dass der eherwürdige Miers dies vor einigen Jahren versaumte, und ebenso Hance es neulich unterliess, sind deren beträchtliche Sendungen mich spurlos verloren gegangen.
Nützt es, dass ich Ihnen getrocknete Pflanzen sende, oder haben Sie kein allgemeines Herb. In meinem Museum is die Vegetation Californiens bisher nur sehr dürftig vertreten. Indess Sie haben genug sonst zu thun, und ich will Sie nicht plagen.
Sämereien Ihrer schönen Bäume und Zierpflanzen hätte ich eben gar sehr gern, und ich bin auch in der Lage etwas Gutes zurückzusenden. Haben Sie zu den Herrlichkeiten Mexicos vordringen können?! Ich wäre so sehr gern unterrichtet über den speciellen Nutzen der verschiedenen Eichen und andere werthvollen Bäume der kühleren Gegenden Mexicos, was sich wohl durch einige intelligente Landsleute dort erlangen liesse, dan solche etwaige Notizen mit getrockneten Pflanzen begleiten könnten.
Noch eins, Bester, u dann will ich schliessen. Liessen sich meine 4 Abhandlungen über Industrie Pflanzen in den 4 Bänden unserer Accl. Gesellschaft nicht dort in Buchform neu geordnet drucken lassen. Ich verlange kein honorar. Da diese Notizen in ihrer Art einzig dastehen und für Californien u die südl Staaten den […] […] ebenso nützlich als hier sind, so sollte sich doch wohl ein Verlager dort finden.
Stets Ihr
Ferd von Mueller
Oberst Warren würde darum rathen können
Ich konnte die vier Bände nochmals senden.
2/5/76
For a long time, dear friend, it was my intention to write to you and if it did not happen, it was not lack of recollection of you and all your long-standing kindness, but rather the reason for my silence lay in the wretched conditions for my department for almost the last three years. The public servant here is a plaything of political circumstances and completely powerless against undue interference of all kinds with an almost militaristic discipline that not even soldiers are subject to, and is sacrificed to friends and supporters of people who have power at the time. But let that be enough, I am sure it is little better with you.
As things stand here, it was useless to think of further exchange, especially after I had sacrificed my whole fortune to the department and my house remained desolate. Now I have a more reasonable and more just minister, so that new hopes revive me and I acquire courage to come back to correspondence again.
By this month's post I am sending you seeds of some west Australian eucalypts that are probably not yet grown at your place, also some publications.
Friend Philippi writes to me that he, so kindly, has sent me a number of museum plants again and that he has called on your kind assistance for the further dispatch. 2 Accept my thanks in advance for the trouble arising from this.
So far, however, the consignment seems not to have arrived. It is good, always - as you have done - to obtain a docket from the agents or the shipper. Thanks to the worthy Miers neglecting this some years ago and also Hance neglecting it recently, their important consignments to me are lost without trace.
Is it useful if I send you dried plants, or do you not have a general herbarium. In my museum the vegetation of California is only very poorly represented so far. However, you have enough to do otherwise and I do not want to trouble you.
But I would like seeds of your beautiful trees and ornamental plants very much, and I am also in the position to send something good in return. Have you been able to advance on the splendors of Mexico?! I would so very gladly be informed about the special uses of the various oaks and other valuable trees of the cooler regions of Mexico, that could probably be obtained through some intelligent farmer there while such eventual notes could be accompanied by dried plants.
One thing more, my dear sir, and then I will close. Could my four monographs on industrial plants in the four volumes of our Acclimatisation Society not be published there in book form newly arranged. 3 I expect no honorarium. As these notes in their form stand alone and are just as useful for California and the southern states as here, then they should probably find a publisher.
Always your
Ferd von Mueller
Colonel Warren would be able to advise about it.
I could send the four volumes again.
Please cite as “FVM-76-05-02,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora†, J.H. Voigt† and Monika Wells accessed on 13 December 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/76-05-02