To Otto Nordstedt   15 March 1892

15/3/92.

Die letzte Post, geehrter Herr Professor Nordstedt, brachte mir Ihren freundlichen Brief über den Fortschrift der Characeen-Monographie; aber Sie werden aus meinem letzten Schreiben ersehen haben, dass ich die Subsidie nicht weiter zahlen kann, obwohl ich für das, welches schon fertig geworden ist, geldlich verantwortlich bin. Privat-Vermögen habe ich gar nicht, denn ich habe Alles in meine Wissenschaft geschickt.

Da die Revenue des Jahres 1891 so sehr den Erwartungen des Ministeriums hier zurückblieb, entschloss sich die Regierung bedeutende Einschränkungen im Staatsdienst zu machen, und so mussten von den 5 Gehülfen, welche ich in den verschiedenen Abtheilungen meines vielseitigen Departements beschäftigte, drei gekündigt werden. So ist es auch mit den anderen Verwaltungs Geldern in meiner Anstalt. Nur 1/4 ist geblieben, 3/4 ist fort! So kann künftig auch kein lithographisches Werk mehr von mir erscheinen!

Mit der Post in nächster Woche werde ich Ihnen wieder £10 senden.

In Bezug auf Ihre Bemerkung, dass Subspecies anzunehmen wären, theile ich Ihre Ansicht nicht. Es scheint mir der unglücklichste Ausdruck in der ganzen Naturgeschichte zu sein, und ich habe ihn nie gebraucht in meinen Werken. Was immer die Ansichten der Naturforscher sein mögen über die Beständigkeit oder Inconstanz der Arten, wir müssen Alle zugestehen; dass zwischen Species die Kluft viel grösser ist als zwischen Varietäten. Subspecies können nur Varietäten sein, und jener Name ist verwirrend. Manche sogenannte Subspecies mag aber berechtigt sein, zu einer besonderen Art erhoben zu werden.

Sie ehrend der Ihre

Ferd. von Mueller

15/3/92

The last mail, respected Professor Nordstedt, brought me your kind letter¹ about the progress of the Characeae monograph;² but you will have gathered from my last letter³ that I can no longer pay the subsidy, although I am responsible financially for that which is already finished. I have no private means at all, because I have put all into my science.

Since the revenue of the year 1891 fell so much behind the expectations of the ministry here, the Government resolved to make significant reductions in the state service, and so three of the five assistants whom I employed in the different sections of my extensive department had to be dismissed. So it is also with the other administrative funds in my institute. Only 1/4 has remained, 3/4 has gone! So for the future no more lithographic work can be published by me!

I will send you £10 again with the mail next week.

In reference to your remark that subspecies would be adopted, I do not share your opinion. It seems to me to be the most unfortunate expression in the whole of natural history, and I have never used it in my works.⁴

Whatever the opinions of natural scientists may be about the permanence or inconstancy of species, we must all admit that the gap between species is much larger than between varieties. Subspecies can only be varieties, and the former name is confusing. Some so-called subspecies may, however, be entitled to be raised to a separate species.

Respectfully your

Ferd. von Mueller

Characeae