From Wilhelm Sonder to Nils Andersson1    7 January 1853

Hamburg 7 Jan. 1853

Verehrtester Freund!

Sie haben mich durch Ihr Geschenk, das gerade zu Weihnacht hier eintraf, ausserordentlich überrascht. Nicht allein dass es mich freute, die Fortsetzung Ihrer Flora Scandinaviens (Gramineae), so wie Ihre treffliche Monographie der [nordischen] Salices zu sehen, sondern und noch weit mehr habe ich mich darüber gefreut, dass Sie meiner noch gerne gedenken. Ich hatte mir nämlich eingebildet, ich habe Sie auf irgend eine, mir freilich unbekannte Weise beleidigt, vielleicht, weil ich Ihnen keine günstigeren Nachrichten nach dem Cap senden konnte. Ich sehe jetzt aber zu meiner Freude, dass ich mich geirrt und ergreife mit grossem Vergnügen die Feder, Ihnen, wenn auch etwas spät, doch nicht weniger herzlich ein Willkommen auf europäischem Boden zuzurufen. Sie sind doch ein beneidenswerther Mensch. Was gäbe ich Ihnen um die Erinnerung dieser Reise! Wie sehr bedauerlich, dass Sie so weit von hier wohnen; wie gerne möchte ich Ihren Erzählungen lauschen. Auf das Vergnügen, sie persönlich hier zu sehen, hatte ich stark gerechnet, als mir Herr Körnicke schrieb, Sie würden nach Berlin kommen. [...]2 nichts daraus geworden. Ich bilde [...]3 ein, dass Sie die Reise nur aufgeschoben und nicht aufgehoben haben, und um Ihnen auch etwas mehr Lust dazu zu machen, komme ich heute mit einer Proposition, die Ihnen vielleicht nicht ganz unlieb ist, vorausgesetzt, dass die Bearbeitung Ihrer eigenen Pflanzen nicht alles andere verdrängt hat. Ich habe von meinem Freunde Dr Müller in Südaustralien eine Menge schöner Pflanzen erhalten, die ich in Verbindung mit mehreren anderen Freunden z. B. Bentham, Fenzl, E. Meyer, Bartling, Lindley u.s.w. bearbeite. Ein Theil der Plantae Müllerianae ist schon in der Linnaea gedruckt. Ich wollte nun die schönen Gramineae an Desvauxoder Steudel schicken; da ist mir aber eingefallen, dass Sie ein grosser Freund derselben sind und diese kleine Arbeit vielleicht ebenso gerne übernehmen. Ich möchte Ihnen nun den Vorschlag machen, Sie sollten im nächsten Frühjahre wenn Sie nach Deuschland kommen, 14 Tage nach Hamburg kommen und die austral. Gräser vornehmen. Wenn Sie keine längere Zeit auf Hamburg verschwenden wollen, so sollen Sie in der angegebenen Zeit fertig werden; die nöthige Literatur so wie die zu vergleichenden Pflanzen finden Sie hier vor. Was sagen Sie zu meinem Vorschlage? Dass Sie aber die Zeit Ihres Hierseins in meinem Hause zubringen müssen, versteht sich von selbst. Erfreuen Sie mich bald durch einige zusagende Zeilen, ich möchte Sie gar zu gerne hier sehen und auch unter die Mitarbeiter der Plantae Müllerianae zählen.

Ich habe nicht vergessen, dass ich Ihnen früher von meinen südafrikanischen Gräsern u.s.w. versprochen, es ist im Lauf der beiden Jahre schon mancherlei an exot. Gräsern für Sie bei Seite gelegt.

Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, Ihnen zu schreiben, dass ich meine Potamogetones wieder erhalten. Sie werden aber erstaunen, wenn ich Ihnen schreibe, dass unser guter Liebmann die Herbeförderung vergessen hat, und ich erst im letzten Herbst das Packet erhielt. Die beigelegt. Briefe, so wie das Packet für Klotzsch habe ich sogleich weiterbefördert.

Wie leid hat es mir gethan, dass ich Ihnen als Antwort auf Ihren Brief aus Californien nicht bessere Nachrichten nach dem Cap senden konnte. Mein Brief, den ich in ein Schreiben an Apotheker Scheubele in der Capstadt zur Beförderung an die mir von Ihnen aufgebene Addresse einlegte, wird in Ihre Hände gelangt sein, und Ihnen Aufschluss gegeben haben. Der Sohn des Herrn Scheubele , den Sie vielleicht persönlich kennen gelernt haben, [kommt]4 nächstens als Lehrling in meine Apotheke.

Ich weiss nicht, wo Sie sich aufhalten und was Sie [...]5 deshalb ersuche ich Herrn Dr Areschoug diesen Brief [weiter]6 zu befördern. Areschoug schreibt mir, dass Sie ein neues Algengenus entdeckt haben, kann ich von diesem, so wie auch von Ihren andern Algen nicht ein Exemplar erhalten? Sie kennen vielleicht meine Liebhaberei für die Algologie. Vielleicht können wir später auch von Phanerogamen etwas vertauschen, ich habe exotische Pflanzen genug wiederzugeben.

Unser Freund Dr Klotzsch ist wieder sehr krank gewesen. Er ist freilich gegenwärtig in der Besserung, indess noch so schwach, dass Körnicke noch die Correspondenz besorgt. Klotzsch sitzt und arbeitet zu viel.

Wenn es Sie interessirt, was ich aus Ihren früheren Briefen schliessen muss, so will ich Ihnen nun noch mittheilen, dass meine Frau, die Sie freundlichst grüssen lässt, so wie unsere drei kleinen Mädchen wohl und gesund sind, letztere wachsen prächtig heran und machen mir viele Freude. Theilen Sie mir nächstens recht erfreuliche Nachrichten über Ihre eigene Person mit, darum bittet

Ihr

ergebener

[W. Sonder]

 
 
 

Hamburg, 7 January 1853.

Esteemed friend,

You have surprised me enormously with your gift, which arrived just in time for Christmas. Not only was I pleased to see the continuation of your Flora of Scandinavia (Gramineae),7 as well as your excellent monograph of the nordic Salices,8 but, — and far more, — was I pleased that you still care to remember me. The truth is, I had imagined, that I had in some way, though unknown to me, offended you, perhaps because I could not send you a more favourable message to the Cape.9 But I see to my great joy that I was mistaken, and so I take up my pen with great pleasure to wish you a, even though somewhat belated, yet nonetheless sincere welcome back to European soil.10 You really are a man to be envied! What would I not give for the memories of that voyage! How very regrettable that you live so far from here; I should love to listen to your tales. I had strongly counted on the pleasure of seeing you here in person when Mr Körnicke wrote to me that you would come to Berlin, [but] nothing came of it. I imagine that you have only postponed the journey, not abandoned it, and to whet your appetite I come today with a proposition, to which you will perhaps be not quite averse, provided the work on your own plants has not pushed aside everything else. I have received a lot of beautiful plants from my friend Dr Mueller in South Australia, on which I am working together with a number of other friends, for instance Bentham, Fenzl, E. Meyer, Bartling, Lindley, etc. A part of the 'Plantae Muellerianae' has already been published in the Linnaea.11 Now, I intended sending the beautiful Gramineae to Desvaux or Steudel; but then I remembered, that you are very fond of them, and might just as much like to take over this little work. Now I want to propose to you that next spring, when you come to Germany, you come to Hamburg for two weeks and deal with the Australian grasses. If you don't want to waste any more time in Hamburg, the time mentioned should suffice to complete the work. You will find the requisite literature and the necessary plants for comparison here. What do you say to my proposition? That you will spend the time of your stay here in my house goes without saying. Please give me the pleasure of a few lines of acceptance, I should so much like to see you here and to count you, too, among the collaborators of the 'Plantae Muellerianae'.

I haven't forgotten that I previously promised you some of my South African grasses etc.; in the course of the last two years quite a lot of exotic grasses have been put aside for you.

I haven't yet had the opportunity to write to you that I have got my Potamogetons back. But you will be astonished when I tell you that our good Liebmann forgot to forward them, and I didn't receive the parcel until last autumn. I have immediately forwarded the enclosed letters and also the parcel for Klotzsch.

I was so sorry that, in reply to your letter from California, I couldn't send you better news to the Cape. My letter, which I enclosed in a communication to the pharmacist Scheubele in Capetown for forwarding to the address you had given me, should have reached you and given you the information. Mr Scheubele's son, whom perhaps you have met personally, is soon coming to my pharmacy as an apprentice

I don't know where you are staying and what you [...],12 and therefore I'm asking Dr Areschoug to forward this letter. Areschoug writes that you have discovered a new algal genus, is it not possible for me to obtain a specimen of this and of your other algae? You know my predilection for algology. Perhaps later on we could also make an exchange of some phanerogams, I have enough exotic plants to give you.

Our friend Dr Klotzsch has once again been very ill. It is true, he is currently recuperating, yet is still so weak that Körnicke still attends to the correspondence. Klotzsch sits and works too much.

If you are interested, as I must assume from your previous letters, I still want to tell you that my wife, who sends her sincere regards, as well as our three little girls are well and healthy, the latter are growing beautifully and are a source of much joy to me. Send me some pleasing news soon about yourself, this asks

your devoted

W. Sonder.

 

Gramineae

Potamogeton

Salix

 
MS accompanied by an envelope addressed to Andersson.
illegible, obscured by an ink spot.
illegible, obscured by an ink spot.
MS damaged, missing text torn off at margin.
Missing text, apparently torn out with sealing wax.
Missing text, MS damaged, apparently torn out with sealing wax.
Fascicle 2 of Andersson (1849-52) treated the Gramineae.
Andersson (1845).
Cape of Good Hope, South Africa.
Andersson was botanist on board Eugénie during her round-the-world voyage, 1851-3.
B53.04.01; Sonder (1852).
MS damaged, missing text.

Please cite as “FVM-M53-01-07,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells accessed on 26 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/M53-01-07