Hamburg d. 19 Febr 67.
Verehrter Herr,
Vor einiger Zeit erhielt ich von Freund Müller in Melbourne das beifolgende Heft. Dasselbe sollte einer Sendung die ich von Seiten des hiesigen naturwissenschaftl. Vereins an Sie zu richten hatte, beigefügt werden, ist jedoch durch einen unglücklichen Zufall liegen geblieben. Damit es nun bald in Ihre Hand gerathe (obgleich es für Sie als Nichtbotaniker oder wenigstens doch als Feind alles getrockneten Heus vielleicht keinen besonderen Werth hat) sende ich es heute durch die Post unter Kreuzband. Sie scheinen also auch mit Dr Müller in Verbindung zu stehen, wovon ich bisher nichts wusste. Ich habe mich schon darüber gewundert, dass Sie nicht auch eine der reichhaltigen Sendungen von Säugethieren u Vögeln etc erhielten, wie ich sie mehrfach an verschiedene Museen des In- u Auslandes im Namen Dr Müllers befördert habe. Noch augenblicklich habe ich eine grosse Menge prächtiger zoologischer Gegenstände zur Disposition in Händen, worüber Dr Müller bis jetzt noch nicht verfügt hat. Können oder wollen Sie sich nicht darum bewerben? Wenn Sie auch kein Geld dafür geben wollen und kein Tauschmaterial als Gegengabe besitzen oder entbehren können, so giebt es doch andere Entschädigungen, die Ihnen nichts kosten. Ich will gerne den Vermittler spielen, insofern Sie nicht mit australischen Gegenständen überhäuft sind. Die prachtvollsten Kisten sind nach Italien u. s. w. gegangen, ich meine, solcher Inhalt ist in Deutschland ebenso gut angebracht.
Haben Sie einmal etwas an Dr Müller zu senden, Drucksachen oder dergl., so können Sie es nur hierher befördern, ich sende beständig nach Australien!
Meine Flora Capensis ist durch den Tod Harvey's für einige Zeit ins Stocken gerathen, aber nicht für immer, da ich hoffe, einen andern Mitarbeiter in England zu finden, freilich einen Harvey nicht wieder. Auf dem Kap haben Sie auch wohl keine Verbindung mehr. Nach Dr Pappe's Tod ist ein gewisser Reverd. Dr Brown angestellt, der aber wie es scheint, selbst erst lernen muss.
Nun mit freundlichem Grusse
Ihr
ergebenster
W. Sonder
Hamburg, 19 February 1867.
Esteemed Sir,
Some time ago I received the enclosed pamphlet from friend Mueller in Melbourne. It should have been enclosed with a transmission I had to make to you on behalf of the natural history society here,2 but by an unfortunate mishap it remained behind. I am sending it today as 'printed matter' through the mail, so that you will get it quickly (although for you as a non-botanist, or at least as an enemy of all that dried hay, it is perhaps of little value). So you, too, seem to be in communication with Dr Mueller, which I had not known until now. Though I did wonder why you did not receive one of the rich transmissions of mammals and birds etc. such as I sent repeatedly in Dr Mueller's name to various museums within the country and abroad. Even at present I still have on hand a large number of wonderful zoological specimens for disposal, for which Dr Mueller has not yet given any instructions. Could or would you not apply for them? If you do not want to give any money for them, and you have no reciprocal exchange material, or none that you can spare, there are other ways to make recompense, which cost you nothing. I am happy to play the role of mediator, in as far as you are not overwhelmed by Australian specimens. The most magnificent cases have gone to Italy etc., I think such contents are just as well placed in Germany.
If you ever have anything to send to Dr Mueller, printed matter or the like, you can always send it here, I am constantly consigning things to Australia.
My Flora capensis 3 has been at a halt for some time through Harvey's death, but not for good as I hope to find another collaborator in England, though never another Harvey.4 You probably no longer have any connection with the Cape.5 After Pappe's death a certain Rev. Brown6 has been employed, but it seems he still has to learn.
For now with friendly greetings
your most devoted
W. Sonder.
Please cite as “FVM-M67-02-19,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora†, J.H. Voigt† and Monika Wells accessed on 17 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/M67-02-19