From Wilhelm Sonder to Ferdinand Krauss1    1 July 1867

Hamburg d 1 Juli 67

Lieber Herr Professor!

Heute erhielt ich von Herrn Director v Schmidt ein Schreiben mit der Nachricht von der Ankunft der beiden Baumfarren, u das erinnert mich, dass ich Ihnen schreiben muss, bevor Sie nach Paris reisen. Mit dem Ausbau meines Hauses beschäftigt u im täglichen Verdruss über Handwerkerfleiss ist meine Nachlässigkeit vielleicht zu entschuldigen.

Die Liste der Bücher u Drucksachen, die Sie mir neulich sandten, habe ich schon vor 6 Wochen an Dr Müller vorausgeschickt, damit er baldmöglichst das Fehlende nachschicke. Der vor 8 Tagen abgegangene Brief hat unsern Freund von allem bisher Geschehenen und [...]2 alle Hoffnungen bekannt gemacht. Da ich ihm sogleich nach Ihrem ersten Briefe schrieb, kann die am 20 dieses Monats eintraffende Post schon die bestimmte Antwort in Betreff seiner Versprechung der ferneren Concentrirung in den Stuttgarter Museen bringen. Für mich ist diese Antwort nur eine Wiederholung dessen was er mir öfter geschrieben hat, nur dass Ihr Stuttgart statt eines andern, mir niemals zusagenden Ortes eingefügt wird. Auch wollte ich in Betreff der Geldsumme, deren ich in meinem ersten Briefe erwähnte, noch einmal Nachricht haben, obgleich ich auch in dieser Angelegenheit schwarz auf weiss in Händen habe.

Es freut mich, dass die Farrenstämme einen so guten Eindruck gemacht haben. Dass die Zoologien weniger zufriedenstellend sich auswiesen, beruht in verschiedenen Gründen, die sich für diie Folge umgehen oder bessern lassen. Dass Dr Müller manchmal angeführt ist, wird niemand verwundern, der ihn kennt, er ist viel zu gutmüthig, um anzunehmen, er könne nicht Alles im schönsten Zustande erhalten haben, u wenn nun noch dazu seine Sachen durch eine andere Hand gehen, bevor Sie in die meinige gelangen, so kann auch da etwas Menschliches passiren, haben wir es doch gehabt, dass ganze Kisten in England ankamen, daselbst aber verschwanden. Ich glaube, der jetzige Spediteur ist sicher, wir haben nichts zu befürchten, und wenn Dr Müller, der heute vielleicht schon im Besitz Ihrer Desideratenlist ist, hievon sendet, oder senden kann, woran ich nicht zweifle, so erhalten Sie es im Zustande der Abfertigung. Wenn Sie noch an dem guten Willen unsers Freundes zweifeln sollten, was ich indess nicht vermuthe (verzeihen Sie meine Äusserung), so habe ich das Gegentheil in Händen. Es ist nämlich schon wieder eine Kiste mit Thierbalgen etc. seit gestern in meinem Hause. Da dieselbe meiner Bestimmung überlassen ist, so wird sie Ihnen zugesandt werden., ich möchte nur wissen, ob ich sie jetzt schon oder erst nach Ihrer Rückkehr von Paris schicken soll. Sie werden in dieser Sendung jedenfalls Sachen erhalten, die in der vorigen nicht vorhanden waren. — Wegen der Doubletten und der schadhaften Bälge habe ich Dr Müller um Verfügung gebeten; ich glaube manches Museum wird sie gerne nehmen, indess vermuthe ich, dass Dr Müller Ihnen die Weggabe gerne überlassen wird u das muss er auch wohl, da er Ihnen doch alles schicken will, u ich nichts davon verstehe. Sie können in Ihrem Berichte an das Ministerium Dr Müller's Gesinnung von der günstigen Seite schildern, er ist ein Ehrenmann, dem das Wohl u die Förderung der Wissenschaften fast näher am Herzen liegt als sein eignes Interesse. Sie können ihn nun noch für immer fesseln, wozu ich mit Freuden beitrage, denn mich hat es einige Male unangenehm berührt, wenn von zwei Seiten, denen Dr M. sich sehr freigebig gezeigt, die eine kaum einen Dank hatte, weil die Naturwissenschaften verschiedenen Liebhabereien nachgesetzt werden, die andere nicht einmal ein Lokal zur Aufstellung herzurichten sich die Mühe nimmt. Und ins Ausland sollen Müller's Erwerbungen nicht, dagegen kämpfe ich hartnäckig. — Wenn Ihr Ministerium etwas thun will, dann rathe ich, etwas Ordentliches, kein gewöhnlicher Orden, wovon Dr M. schon zwei mehr hat als Sie auf dem Titelblatt des 4 Bandes der Fragmenta Phytographiae Austral. finden. Sie haben mich um meine offene Meinung gefragt, deshalb äussere ich mich unverhohlen. Ich bitte Sie, über unsere Angelegenheit in Paris oder sonst anderswo nicht zu sprechen, hauptsächlich meinetwegen, da ich sonst wohl verschiedene Anfragen erhalten würde. Späterhin kann es übrigens Jeder wissen, dass Dr Müller seine Sachen nach Stuttgart schickt. Sie werden dann auch selbst mit ihm in Correspondenz kommen, u da können Sie dann auf genusssreiche Stunden u erfolgreiche Bemühungen rechnen.

Ich bitte Sie, mir gefälligst Nachricht wegen Absendung der Kiste zu geben, sie steht bei mir gut u sicher, wenn Sie sie noch nicht haben wollen. Ich will wünschen, dass Sie nicht zu spät nach Paris kommen, um Ankäufe zu machen. Ich weiss nicht, ob ich Ihnen schon schrieb, dass Dr Jessen auf seiner Rückreise von Paris mir erzählte, er habe in Begleitung einiger Preuss. Hof oder Geheimräthe die Pariser Ausstellung 5 Wochen durchwandert u für das Berliner Museum eine grosse Anzahl Naturerzeugnisse theils geschenkt erhalten, theils angekauft. Wahrscheinlich ist aber doch noch etwas übrig geblieben, denn sonst würde Dr Jessen im nächsten Monat nicht noch einmal hinreisen.

Mit den jährlichen Naturforscherversammlungen hat es nun wohl ein Ende, wenigstens hört man nichts davon. —

Ihnen eine glückliche Reise wünschend verbleibe ich

Ihr

ergebener

W. Sonder

 
 
 

Hamburg, 1 July 1867.

Dear Professor,

I received a letter today from Director von Schmidt3 notifying me of the arrival of the two tree-ferns. And that reminded me that I must write to you before you travel to Paris. Occupied with the building extensions to my house and with daily vexations concerning the diligence of the tradesmen, my neglect may perhaps be excusable.

I have already, 6 weeks ago, forwarded the list of books and printed matter you sent me recently to Dr Mueller, so he can supply the parts that are lacking as soon as possible. The letter sent a week ago4 has informed our friend of everything that has happened so far, and [...]5 acquainted him with all our hopes. As I wrote to him immediately after your first letter, the mail due here on the 20th of this month may already bring the definite answer concerning his promise to concentrate his collections in the Stuttgart Museum in future. For me this reply is just a repetition of what he had written to me repeatedly, except that your Stuttgart will be substituted in place of another city, with which I had never been happy.6 I also would like to have some news regarding the sum of money I mentioned in my first letter, although I have it in black and white regarding this matter also.7

I am pleased that the tree-ferns made such a good impression. That the zoological specimens proved to be less satisfactory has several causes, which in future can be avoided or improved on. Nobody who knows him would be surprised that Dr Mueller is sometimes swindled, because he is far too good-natured to think that everything he has received is not in the most beautiful condition, and when in addition his materials go through another hand before they reach me, some human failings can occur. It has happened, that whole cases arrived in England and disappeared there. I believe Mueller's present agent8 is reliable, we have no need to worry, and when Dr Mueller, who is perhaps even now already in possession of your list of desiderata, sends or can send some of that, which I do not doubt, then you will receive it in the condition in which it was sent. If you should still doubt the good will of our friend—which, however, I do not suspect (forgive my remark)—I hold the opposite in my hands. Since yesterday, another case with animal skins etc. has been standing in my house. As its allocation was left to me, it will be sent to you, I only want to know if I should send it now or wait till your return from Paris. You will certainly receive in this consignment materials that were not represented in the last case. — I have asked Dr Mueller for instructions concerning the duplicates and the damaged skins. I think many a museum would be happy to take them; however, I suspect, that Dr Mueller will agree to leave their distribution to you, and he really has little option in this, as he intends to send everything to you and I understand nothing of these things. You can describe Dr Mueller's intentions to best advantage in your report to the Ministry, he is a man of honour, and the best interest and promotion of science are almost closer to his heart than his own well-being. You now have the opportunity to tie him down for ever, and I shall joyfully contribute to that, because a few times I was unpleasantly touched, when from two places, towards whom Dr Mueller had been very liberal, the one got barely a 'thank you' because various fancy inclinations were preferred to science, while the other couldn't even be bothered to prepare a place for the exhibition of the objects. And Mueller's acquisitions are not to go into a foreign country, I am fighting against that with determination. If your Ministry wants to do something, then my advice is to make it something substantial, not an ordinary Order, of which Dr Mueller already has two more than those you find listed on the title page of the 4th volume of his Fragmenta phytographiae Australiae. You asked my honest opinion, therefore I speak without reservation. I ask you, not to speak of our matter in Paris or elsewhere, especially for my sake, as otherwise I would probably receive a number of requests. Later on everybody can know that Mueller sends his materials to Stuttgart. You will then also enter into correspondence with him yourself, and there you can rely on enjoyable hours and successful endeavours.

I ask that you please let me know about the dispatching of the case; it is standing here and is safe, if you don't want it just yet. I only hope, that you don't get to Paris too late to make purchases. I don't remember if I wrote to you that Dr Jessen9 on his return journey from Paris told me that he wandered around the Paris Exhibition10 for 5 weeks in company of some Prussian Privy Councillors, and that he had a large amount of natural products, partly given to him and partly acquired by purchase for the Berlin Museum. But something will probably be left, otherwise Dr Jessen would not travel there again next month.

The annual meetings of naturalists seem to have come to an end, at least one hears nothing about it any more.

Wishing you a pleasant journey, I remain

your

devoted

W. Sonder.

MS annotated by Krauss 'No 3. | R. 31. Juli' [Replied 31 July]. Letter not found.
illegible above über deleted.
i.e. Eduard von Schmidlin.
Letter not found.
German text illegible.
Copenhagen; see Sonder to Krauss, 16 March 1867.
The sum of money refers to the first endowment for a perpetual foundation that M was to establish in Stuttgart.
Messrs Blackith and Betham, London.
Carl Jessen?
The 1867 Exposition universelle was in full swing in Paris at this time.

Please cite as “FVM-M67-07-01,” in Correspondence of Ferdinand von Mueller, edited by R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells accessed on 24 April 2024, https://epsilon.ac.uk/view/vonmueller/letters/M67-07-01